Corona-Soforthilfe & Läden auf der Hafenstraße
Am Corona-Soforthilfe-Programm von Bremer Aufbau-Bank (BAB) und BIS Bremerhavener Gesellschaft für Investitionsförderung und Städtebau mbH war seit dem Start des Programms am 23.3.2020 in einer speziellen Arbeitsgruppe auch die Quartiersmeisterei Lehe unter Verweis auf die KMU- und Existenzgründungsberater*innen des Arbeitsförderungs-Zentrum im Lande Bremen GmbH aktiv beteiligt.
In diesem Zuge wurden Kleinst- und Kleinunternehmen aus ganz Bremerhaven beim Stellen von Anträgen auf Corona-Soforthilfe unterstützt. Im Bereich Lehe, Hafenstraße, Rickmersstraße lag die Teilnahme von Migrant*innen bei über 80 %. Es gab hier – im Arbeitsbereich der wunderwerft – eine prägnante Ballung und Bedürftigkeit an Beratungen. Im afz ist dabei in Lehe 1 Berater und 1 Mitarbeiter der Quartiersmeisterei, der Sprach- und Kulturmittler, operativ tätig gewesen, während BIS und Handelskammer Bremen – IHK für Bremen und Bremerhaven in der formalen Antragsbearbeitung tätig waren.
Das zunächst analoge und später ausschließlich digitale Verfahren zum Beantragen verlief dabei nahezu reibungslos. Ein hoher Kontrast zwischen teils sehr schnellen und teils sehr langwierigen Bescheiden kam vorwiegend durch verfahrens- und technische Probleme sowie formale Fehler zustande. Der kurze Draht zur BIS sorgte stets für zügige Aufklärung. Gegenüber Klient*innen wurde gelegentlich klargestellt, dass die Bescheid-Hoheit bei BIS und BAB liegt.
Im Zuge der Beratungen hat sich in der wunderwerft, einem Projekt der Quartiersmeisterei Lehe, das vom Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) gefördert wird, eine bedarfsorientierte Gründer-Sprechzeit des Beraters für Existenzgründung etabliert. Sie kann telefonisch und per E-Mail gebucht werden über die afz Existenzgründungsberatung sowie die wunderwerft.
Die bisher ausgeschütteten Soforthilfen reichen laut allen Beteiligten bei Weitem noch nicht aus. Dabei geht die Sorge um Vielfalt und Mix der Lebensqualität in den Quartieren, u.a. die weitere Zunahme von Leerstand und Perspektivlosigkeit. Sowohl bei Beratungs- als auch Stadt- und Standortformaten wurden für den sog. „Bremen-Fonds“ konkrete Maßnahmen vom afz vorgeschlagen. Auf das nächste Konjunkturpaket der Bundesregierung legen Selbständige große Hoffnungen.
Unterdessen laufen tägliche Beratungen auf der Straße, in den Geschäften, bei den Gewerbetreibenden. Eine Kampagne und ein Kreativprojekt macht zusätzlich Mut.
Nun waren auf der Hafenstraße nach laufenden Recherchen krisenbedingt in der ersten Phase der Pandemie Anfang April 2020 von ca. 160 Geschäften 107 geschlossen. Lediglich 34 Läden waren offen, laut Verfügung als Lebensmittelgeschäfte bzw. als Restaurants mit Außer-Haus-Verkauf sowie Kioske. Bei 19 Geschäften konnten wir uns nicht sicher sein.
Das Bild hat sich binnen zwei Monaten bis Mitte Mai 2020 gewandelt: 37 Läden waren zu, 125 hatten geöffnet. Unklar blieben 14 Einheiten. Der Laden-Leerstand beträgt ohnehin derzeit ca. 30 Läden.
Vordergründig stimmt dies optimistisch – und das sind wir auch. Allerdings: Ein weiterer Nutzerrückgang bedeutet nicht nur visuell, sondern auch finanziell einen enormen Schwund im Quartier. Und viele Läden sind noch nicht “über den Berg”, fürchten um ihre Existenz. Deshalb haben wir in der wunderwerft während des “Lock-downs” neue Werkzeuge gefertigt:
- die Hilfewerft – eine informative Datenbank mit einer Unterseite. Quasi beratende “Themenwochen” vor dem Corona-Hintergrund.
- die Liefergemeinschaften – ein vom Senat in Bremen finanziertes Vorhaben für lokale Lieferlogistik. Wir hoffen auf das Geld …
- die Straßenkarte(i) – ein Plan der Hafenstraße mit allen Läden. Man sieht, wer auf, wer zu ist, wo geliefert wird. Zunächst analog …
- die Schaffenswerft – ein Patenprojekt von Künstler*inne und Händler*innen, bei dem Kunst und Handel gemeinsam wachsen …